Der Apothekerberuf als eigenständiger Beruf entstand im Jahre 1241, als Kaiser Friedrich II. per Dekret die Herstellung der Arzneien von der Ausübung der Heilkunde trennte und so den Apothekerberuf vom Beruf des Arztes abgrenzte. In den vergangenen 770 Jahren hat sich die Arzneimittelkunde dann von einer - zum Teil von Aberglauben und Magie angehauchten - Handwerkskunst zu einer anerkannten Naturwissenschaft entwickelt. Heute versteht man unter "Pharmazie" die Lehre von der Entwicklung, Herstellung, Wirkung und Anwendung von Arzneimitteln. Parallel zur "Pharmazie" hat sich natürlich auch die Ausbildung des Apothekers entwickelt. Während angehende Apotheker früher bei einem Meister der Arzneimittelkunst in die Lehre gingen, müssen sie heute ein Hochschulstudium absolvieren. Wer sich dann "Apotheker" nennen darf, ist in der sog. Bundesapothekerordnung genau geregelt. Denn die Berufsbezeichnung "Apotheker" ist etwa so wie ein Titel geschützt.
Da der Staat an einem einheitlichen, hohen Niveau der Apothekerausbildung interessiert ist, regelt er die Ausbildung und die Abschlussprüfungen durch eine staatliche Verordnung, nämlich die Approbationsordnung für Apotheker. Derzeit bieten 22 Universitäten in Deutschland den Studiengang Pharmazie an. Die Studienplätze vergibt die ZVS in Dortmund und zwar 55 % der Studienplätze über Numerus clausus und 25 % über Wartezeiten. Die restlichen 20 % werden von den Hochschulen direkt vergeben; dabei spielen neben der Abiturnote vor allem ein Auswahlgespräch oder eine vor dem Studium erworbene Berufsausbildung eine Rolle. Die Studienplätze für das Fach Pharmazie werden im klassischen ZVS-Verfahren vergeben, d. h. Studienplatzbewerber dürfen bei der ZVS nur einen Zulassungsantrag stellen, sich also nur für einen Studiengang bewerben.
Die Apothekerausbildung gliedert sich in ein mindestens achtsemestriges Studium an der Universität und eine sich anschließende einjährige praktische Ausbildung in einer Apotheke und wahlweise einem anderen pharmazeutischen Tätigkeitsfeld. Insgesamt spricht man von drei Ausbildungsabschnitten, da das Studium noch einmal in ein Grund- und ein Hauptstudium unterteilt wird:
In der ersten Ausbildungsphase, dem viersemestrigen Grundstudium, werden vor allem die naturwissenschaftlichen Grundlagen vermittelt, d. h. allgemeine Chemie, anorganische Chemie, organische Chemie, Stereochemie, Analytik, Physik, Mathematik und Mikrobiologie. Darüber hinaus gibt es eine erste Einführung in spezifisch pharmazeutische Fächer wie "Systematik der Arzneipflanzen" oder "Grundlagen der Arzneiformenlehre".
Da die Approbationsordnung eine große Zahl praktischer Lehrveranstaltungen vorschreibt, verbringen die Studenten den größten Teil der Zeit im Labor. Durch das praktische Arbeiten sollen sie ein Gefühl für den Lehrstoff bekommen und auch handwerkliche Fähigkeiten entwickeln. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Chemie, nämlich beim sog. "Analysen-Kochen" und dem Synthetisieren von organischen Verbindungen. Darüber hinaus stehen ein Physikpraktikum, ein Mikroskopier-Kurs, ein Grundkurs im Erstellen von Arzneimitteln und Arzneipflanzenexkursionen auf dem Programm.
In der vorlesungsfreien Zeit muss in acht Wochen eine sogenannte "Famulatur" abgeleistet werden. Darunter versteht man eine Art Betriebspraktikum, bei dem die Studenten Einblicke in die pharmazeutische Praxis erhalten. Es geht darum, das im Studium bereits erworbene Wissen in die Praxis einzuordnen und Zusammenhänge zu verstehen. Vier Wochen der Famulatur sind in einer öffentlichen Apotheke zu absolvieren. Die anderen vier Wochen kann man dazu nutzen, auch ein anderes Tätigkeitsfeld wie etwa die Krankenhausapotheke oder die pharmazeutische Industrie kennenzulernen. Das Grundstudium endet dann mit einer staatlichen Prüfung, die etwa dem Vordiplom bei anderen Studiengängen entspricht.
Die pharmazeutischen Hauptfächer bilden den Mittelpunkt des Studiums. Dabei handelt es sich um pharmazeutische Chemie, pharmazeutische Biologie, Pharmakologie und Toxikologie, pharmazeutische Technologie und in Zukunft auch das Fach Klinische Pharmazie.
Die pharmazeutische Chemie beschäftigt sich in erster Linie mit der Synthese und Analyse von Arzneistoffen im Allgemeinen. Sie untersucht aber auch die Frage, was mit einem Arzneistoff chemisch im Organismus passiert: Zum Beispiel wie ein Arzneistoff abgebaut und wie er wieder aus dem Körper ausgeschleust wird.
Die pharmazeutische Biologie beschäftigt sich mit den Heilpflanzen. Es wird untersucht, welche Inhaltsstoffe in Pflanzen vorkommen, wie sie in der Pflanze entstehen und wie man sie für die Herstellung von Arzneimitteln isolieren kann. Außer den pflanzlichen gehören auch alle anderen Arzneimittel, die irgendwie biologischen Ursprungs sind, in den Bereich der pharmazeutischen Biologie. Dies sind zum Beispiel Blutprodukte, Gerinnungsfaktoren, Immunglobuline oder Impfstoffe. Auch das Gebiet der Bio- und Gentechnologie, das für die Arzneistoffgewinnung immer bedeutsamer wird, gehört dazu.
Pharmakologie und Toxikologie beschäftigen sich mit der Frage, wie ein Stoff, sei es ein Arzneistoff oder ein Gift, im Organismus überhaupt eine Wirkung entfalten kann. Es wird untersucht, wo genau, d. h. an welchen Organen und Zellstrukturen, eine Substanz im Körper angreift und welches genau die einzelnen Effekte sind, die sie auslöst.
Die pharmazeutische Technologie beschäftigt sich damit, wie aus einem Arzneistoff ein Arzneimittel hergestellt wird.
Um die heilende oder gefährliche Wirkung einer Substanz und ein Krankheitsgeschehen überhaupt verstehen zu können, braucht man natürlich auch Kenntnisse in Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie und Biochemie. Diese Fächer stehen daher ebenfalls im Studienplan. In Zukunft wird es noch die Klinische Pharmazie als fünftes Hauptfach geben, das den besonderen Anforderungen an den Apotheker im Krankenhaus Rechnung tragen soll. Die Vielfalt der therapeutischen Möglichkeiten gerade in der Krebstherapie oder bei der Behandlung von Schwerstkranken ist durch den Arzt alleine nicht mehr zu leisten. Damit der Apotheker als Arzneimittelfachmann ihn hier unterstützen kann, braucht er eine fundierte Ausbildung, die sich an den Bedürfnissen im Krankenhaus orientiert. Der Umgang mit und die Betreuung von Patienten, das Wissen um besondere Therapieformen und die Kooperation zwischen Arzt und Apotheker sind wichtige Komponenten dieses Faches.
Auch das Hauptstudium schließt am Ende mit einer Prüfung ab. Insgesamt ist das Pharmaziestudium sehr straff organisiert und verlangt von den Studenten einen sehr hohen Arbeitseinsatz. Im Vergleich zu anderen Studiengängen müssen relativ viele Klausuren und Colloquien pro Semester bestanden werden. Fast zwei Drittel der Lehrveranstaltungen sind Praktika, in denen im Labor Analysen oder Synthesen gekocht, Arzneiformen hergestellt oder Pflanzeninhaltsstoffe isoliert werden. Der inhaltliche Schwerpunkt der Ausbildung liegt im Bereich der Chemie. Denn Chemie ist nicht nur wichtig um Arzneistoffe synthetisieren und analysieren zu können, sondern auch, um überhaupt die Wirkweise von Arzneistoffen im Körper zu verstehen. Schließlich ist alles, was im Organismus abläuft, letztlich ein chemischer bzw. physikochemischer Prozess.
Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums kommt der dritte Teil der Ausbildung: Das praktische Jahr. Dessen Sinn ist es, das an der Universität erlernte Wissen in die Praxis zu übertragen. Sechs Monate des praktischen Jahres müssen in einer öffentlichen Apotheke abgeleistet werden. Die restlichen sechs Monate können wahlweise auch in einem anderen pharmazeutischen Tätigkeitsfeld wie etwa der Krankenhausapotheke, der Industrie oder der Universität durchgeführt werden.
Ergänzt wird das praktische Jahr durch einen vier- bis sechswöchigen theoretischen Unterricht, in dem Themen wie Betriebswirtschaftslehre, pharmazeutische Gesetzeskunde, Verbandstoffe, Krankenpflegeartikel oder diätetische Lebensmittel behandelt werden. Das praktische Jahr schließt wiederum mit einer Prüfung ab. Hat man auch diese letzte Hürde erfolgreich genommen, erhält man auf Antrag bei der zuständigen Bezirksregierung die Approbation als Apotheker, die übrigens auch in allen Ländern der Europäischen Union anerkannt wird. Dem approbierten Apotheker steht dann die Möglichkeit offen, sich als Fachapotheker in Teilbereichen der Pharmazie zu spezialisieren.
© Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V. | 2024