In Berlin will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit einer Gesetzesreform Apotheken ohne Apotheker schaffen. Im Kreis Lippe dagegen setzen sich Bundestags- und Landtagsmitglieder nun dafür ein, mehr Apotheker auszubilden und zusätzliche Studienplätze an einem neuen Studienstandort in Ostwestfalen-Lippe zu schaffen. Zu diesem Zweck sind die Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge (CDU) und Klaus Hansen (CDU), Mitglied des Landtags NRW, nun dem Förderverein „Zukunft Pharmazie“ beigetreten.
Dieser Verein ist jüngst von den Apothekern Christian Schmidt (Detmold), Marleen Windgätter (Detmold), Manuela Schier (Minden), Katja Kesselmeier (Paderborn), Hauke Stange (Bielefeld), Lars Ruwisch (Lage), Dr. Olaf Elsner, Dr. Oliver Skopp und Dr. Hans Wiegrebe gegründet worden. Das Ziel: Fördergelder zu sammeln, um Stiftungsprofessuren zu finanzieren und somit den Aufbau eines neuen Studienganges zu unterstützen. Die Universität Bielefeld und die Technische Hochschule OWL stehen bereit, im Falle eines positiven Beschlusses der Landesregierung den Studiengang gemeinsam aufzubauen.
„Apotheker gehören zu den Engpassberufen“, erklärt Christian Schmidt, Vorsitzender des neuen Vereins. Der Fachkräftemangel in der Branche sei groß. Die Zahl der Hochschulabsolventen reiche nicht aus, um den Bedarf zu decken. „Deshalb brauchen wir mehr Studienplätze“, so Schmidt. „Und wir brauchen einen zweiten Studienstandort.“ Bislang könne man in Westfalen-Lippe nur in Münster Pharmazie studieren. Viele Absolventen blieben aber nach dem Studium in der Nähe ihrer Uni-Stadt, sodass der Fachkräftemangel mit jedem Kilometer Abstand von Münster größer werde.
„Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe stehen bereit, zur Finanzierung von Stiftungsprofessuren beizutragen“, so Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL). „Wir freuen uns, dass sich die Apotheker in Ostwestfalen-Lippe zusätzlich noch über den neuen Förderverein engagieren. Dass sich die Apothekerschaft in der Region dreifach einbringt, über die Mitgliedsbeiträge für Kammer, Verband und Förderverein, zeigt, wie dramatisch der Fachkräftemangel ist und dass dringend eine Lösung gefunden werden muss.“ Rochell appelliert an alle Kolleginnen und Kollegen in der Region, ihren Beitrag zu leisten und dem Förderverein beizutreten. „Der Verein steht aber nicht nur den niedergelassenen Apothekern offen, sondern auch der Industrie, Krankenhäusern und Krankenkassen – und jedem, der die sichere und gute Arzneimittelversorgung der Bürger durch pharmazeutische Experten fördern möchten.“
Wie zum Beispiel Kerstin Vieregge und Klaus Hansen. Sie sagen zu, sich im Land für die Schaffung des Studienganges einzusetzen, weisen aber auch auf die angespannte Haushaltlage in NRW hin. Das Problem des Fachkräftemangels zu beheben, indem Apotheker mehr oder weniger abgeschafft werden, sei jedenfalls keine Lösung, kritisiert Kerstin Vieregge die Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach aus Berlin. „Wir brauchen die flächendeckende Versorgung der Menschen durch Apotheken – und durch Apotheker. In einer Gesellschaft, in der immer mehr ältere Menschen leben, steigt der Bedarf an Arzneimitteln und damit auch an pharmazeutischer Beratung und Betreuung“, fügt sie hinzu. „Deshalb lehnt die CDU in NRW die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums ab.“
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