Der Bundestag ist gewählt. Wahlsieger Friedrich Merz will nun in Sondierungsgespräche mit der SPD eintreten und bis Ende April den Koalitionsvertrag ausgehandelt haben. „Bis dahin aber werden – bereits rein statistisch betrachtet – bundesweit annähernd 100 weitere Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen“, warnt Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL). „Und mit jedem Tag, den sich die Verhandlungen länger hinziehen, sterben ein bis zwei weitere. Deshalb muss die neue Regierung umgehend Sofortmaßnahmen ergreifen, um dieses Apothekensterben schnellstmöglich zu stoppen.“
Auch wenn die Krisen weltweit und die Herausforderungen im Land enorm seien: „Die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung kann nach mehr als zehn Jahren ohne Inflationsausgleich nicht länger aufgeschoben werden – das zeigt die die Schließungswelle. Und gerade mit Blick auf die Krisen ist es wichtig, in Deutschland eine stabile, flächendeckende Versorgunglage zu sichern. Das ist Daseinsvorsorge und ein Teil des sozialen Kitts in unserer Gesellschaft.“
Neben der ersten Hilfe müsse die weitere Entwicklung der Apotheken Bestandteil des Koalitionsvertrages sein. „Im Vorfeld der Wahl haben sich die Parteien dafür ausgesprochen, das heilberufliche Potenzial der Apotheker für eine flächendeckende und zugleich wirtschaftliche Versorgung zu nutzen. Diese Pläne müssen jetzt im Koalitionsvertrag festgeschrieben werden und dürfen nicht zur Verhandlungsmasse werden“, so Thomas Rochell. Zugleich müssten die Apotheken auf ein langfristig solides wirtschaftliches Fundament gestellt werden.
„Dazu muss eine neue Regierung, muss das verantwortliche Ministerium und müssen die zuständigen Gesundheitspolitiker in einen konstruktiven Dialog mit den Apotheken vor Ort treten“, fordert Rochell. „Ein Strukturwandel der apothekerlichen Aufgaben hin zu neuen heilberuflichen Kompetenzen und einer neuen Rolle im Gesundheitswesen kann nur mit den Apotheken vor Ort gelingen – und nicht gegen sie oder über ihre Köpfe hinweg. Deshalb laden wir insbesondere die neuen Bundestagsabgeordneten ein, sich in den Apotheken vor Ort ein Bild von deren Aufgaben und Leistungen, von ihrem Potenzial für die Gesundheitsversorgung, aber auch von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu machen. Kommen Sie vorbei – so lange es noch eine Apotheke in Ihrer Nähe gibt.“
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