Um mehr als ein Viertel ist die Zahl der Dortmunder Apotheken in den vergangenen 15 Jahren gesunken. Die Apothekendichte in der Stadt liegt damit noch unter dem Bundesdurchschnitt und ist im europäischen Vergleich weit abgeschlagen. „Heute muss eine Apotheke in Dortmund 40 Prozent mehr Patienten versorgen als vor 15 Jahren“, so Felix Tenbieg, Kreisvertrauensapotheker in Dortmund. „Zugleich haben die Patienten mehr Unterstützungsbedarf, weil sie immer älter werden. Der Arbeitsdruck steigt also in den Apotheken enorm.“
Um auf diese schwierige Versorgungslage aufmerksam zu machen, veranstalten Apothekerkammer und –verband den Sommer über in Westfalen-Lippe sechs Regionalkonferenzen. Ziel ist, Politik und Öffentlichkeit für die Situation zu sensibilisieren und Lösungsansätze zu debattieren. Die Auftaktveranstaltung ist nun in Dortmund gewesen. Dass rund 60 Teilnehmer aus den Apothekenteams der Region nach Dortmund gekommen sind, zeigt, wie drängend das Problem ist. „Wir sind in großer Sorge um unsere Patienten – und zugleich haben Inhaber wie auch Beschäftigte mittlerweile Existenzängste“, so Michael Beckmann, Vorsitzender der Bezirksgruppe Dortmund im Apothekerverband Westfalen-Lippe. „Dabei sichern Apotheken für vergleichsweise geringe Kosten im Gesundheitssystem ein extrem wichtiges Gut.“ Mit einer Apothekenreform will das Bundesgesundheitsministerium nun angeblich die Versorgung sichern – „gefährdet damit aber die Patientensicherheit und kürzt Leistungen für die Versicherten“, warnt Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Denn das Ministerium will Apotheken ohne Apotheker schaffen. „Das heißt aber nichts anderes, dass Leistungen für die Patienten gekürzt und auf Kosten der Sicherheit gespart wird“, so Dieckerhoff. Ohne Apotheker gebe es keine Medikationsberatungen mehr, keine Impfungen und auch keine sichere Versorgung mit Betäubungsmitteln, nennt der Dortmunder Apotheker nur einige Beispiele.
Susanne Schneider, die als Mitglied des Landtages der FDP-Fraktion angehört und bei der Veranstaltung zu Gast war, zeigte sich ebenfalls nicht überzeugt von den Reformplänen. Die FDP sei mit dem Reformentwurf nicht einverstanden und würde hier noch in die Verhandlung gehen – „hier muss dringend noch nachgesteuert werden“, so die Gesundheitspolitikerin. Die Apotheken müssten für Ihre Leistungen auskömmlich honoriert werden und das Geld im System anders verteilt werden. Schneider drückte ihre Solidarität gegenüber den Apotheken aus und hob hervor, dass eine deutliche Verschlechterung der Versorgung dazu führe, dass letztlich Patientenleben gefährdet würden.
„Der Minister will, dass Apotheker massenhaft entlassen werden – und spart damit die sichere Arzneimittelversorgung der Menschen kaputt. Dies wird zu Folgeerkrankungen und Folgekosten führen“, so Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes. „Diese sogenannte Reform ist eine Mogelpackung. Sinnvoller wäre es, die Apotheken endlich wieder finanziell auf sichere Füße zu stellen, um das Apothekensterben zu stoppen.“ Die staatlich geregelte Vergütung befinde sich nämlich auf dem Niveau wie vor 20 Jahren, während in der gleichen Zeit Personal- und Sachkosten sowie die Inflation massiv gestiegen seien. Mittlerweile sei ein Drittel der Apotheken wirtschaftlich stark gefährdet, zehn Prozent schrieben rote Zahlen. „Allein die aktuelle Tariferhöhung schlägt in einer durchschnittlichen Apotheke bis Ende 2026 mit 30.000 Euro zu Buche. Wir bekommen aber keine Gegenfinanzierung dafür“, so Michael Beckmann. „Unsere Mitarbeiter haben diese im Vergleich zu anderen Branchen sehr moderate Tarifanpassung mehr als verdient.“ Dr. Stephan Wallmeyer stellte sich als Vertreter der Dortmunder CDU ebenfalls hinter die Apotheken und wies darauf hin, dass mit der drohenden Reform „viel auf dem Spiel“ stünde. Er verwies auf die Einflussmöglichkeiten der Kommunalpolitik auf die Bundesebene und appellierte, noch deutlich lauter zu werden. Mit den Regionalkonferenzen erhebe man die Stimme schon deutlich, so Thomas Rochell. „Wenn die Bundespolitik aber nicht von ihren Vorhaben ablässt und die Apotheken endlich stabilisiert, dann werden die Apotheken in Westfalen-Lippe noch lauter.“
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