Münster 26.08.2024
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„Was gibt es Cooleres als dieses Gebäude?“

Es ist ein wichtiges Signal für die Versorgung der Patienten, für die Apotheke vor Ort und die Zukunft eines vielseitigen Ausbildungsberufes: In Münster ist jetzt das neue Gebäude der Schule für pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten eingeweiht (PTA) worden. Bauherr ist der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). 

Doppelt so viele Auszubildende als bisher können in der neuen Heinrich-Salzmann-Schule ausgebildet werden. Ein Gebäude, das die Gäste der Einweihungsfeier offensichtlich begeisterte: „Helle Räume, moderne Labore und hervorragende Voraussetzungen, um die Schüler auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorzubereiten“, so Münsters Bürgermeisterin Angela Stähler in ihrem Grußwort. 

„Geflasht“ war Anja Zierath, Vorsitzende des Bundesverbandes PTA (BVPTA). „Ich möchte, dass Apotheke cool wird  – dazu muss auch Ausbildung wieder cool werden. Und was gibt es Cooleres als dieses Gebäude hier?“, fragte sie. Von einer guten, offenen Lernumgebung sprach Schulleiterin Annette Gausepohl: „Hier wird Schule viel Spaß machen.“ Viel Lob also für den Bau des münsterischen Architekturbüros Schnoklake Betz Dömer. Dass sie sich bereits auf den Schulbeginn in dem neuen Gebäude mit modernen Laboren und guter digitaler Ausstattung freuen, bestätigten die Oberstufenschüler Lisa Langner und Justin Paszkiet.

Zugleich machten sie deutlich, was sie benötigen, damit der Beruf für sie auch nach der Ausbildung attraktiv bleibt. Denn es war nicht nur ein Tag zum Feiern, sondern auch des Austauschs über die Zukunft der Apotheke und der Apothekenberufe. Darüber wurde im Rahmen einer von Ralph Erdenberger moderierten Podiumsdiskussion debattiert. Mehr Wertschätzung, mehr Entwicklungsmöglichkeiten und eine angemessene Bezahlung – das wünschten sich die beiden Schüler. 

Berechtigte Forderungen, bestätigte Thomas Rochell, Vorsitzender des AVWL und des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken (ADA). Zugleich wies er darauf hin, dass die Apotheken vor Ort chronisch unterfinanziert sind, weil die staatlich geregelte Vergütung trotz Inflation und massiver Kostensteigerungen seit 20 Jahren de facto nicht mehr erhöht worden ist.

Politikstil Lauterbachs kritisiert

„Alle Berufsstände im Gesundheitswesen erklären, dass sie mehr Geld benötigen“, so NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Aber die Argumente der Apotheker, dass ihre Situation nicht mehr haltbar ist, überzeugen mich schon.“ Zugleich ließ er Kritik am Bundesgesundheitsminister durchblicken, der derzeit eine Apothekenreform durchzusetzen versucht: „In einer solchen Situation muss sich ein Minister mit den Leuten zusammensetzen und schauen, wie man gemeinsam eine vernünftige Lösung findet.“ 

Insbesondere das Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums, im Zuge der Reform Apotheken ohne Apotheker zu schaffen, wird von allen Berufsgruppen äußerst kritisch gesehen, den Apothekern ebenso wie den PTA: Apotheken ohne Apotheker seien für den Bundesverband der PTA indiskutabel, machte dessen Vorsitzende Anja Zierath deutlich. Zugleich plädierte sie für mehr Weiterbildungs- und Aufstiegschancen für PTA, damit der Arbeitsplatz in der öffentlichen Apotheke über Jahrzehnte attraktiv bleibt. 

Dem stimmte Minister Laumann zu: „Die Apotheke vor Ort ist ein unverzichtbarer Baustein der wohnortnahen Gesundheitsversorgung. Deshalb setze ich mich für den Erhalt der inhabergeführten Apotheke vor Ort ein. Aus meiner Sicht muss es dabeibleiben, dass die Präsenz eines Apothekers im Grundsatz jederzeit erforderlich ist, reine Filialapotheken ohne apothekerliche Aufsicht lehne ich ab. Das habe ich auch gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium deutlich gemacht.“

Schulgeldfreiheit garantieren

Denn ohne PTA keine Apotheke und keine flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bürger. Um diese für die Menschen in NRW aufrecht zu erhalten, hat die Landesregierung im Jahr 2021 die vollständige Schulgeldfreiheit eingeführt, in 2018 wurde bereits eine 70-prozentige Erstattung des Schulgeldes eingeführt. „Bislang ist das eine freiwillige Leistung des Landes“, so Minister Laumann. „Ich setze mich dafür ein, dass dies gesetzlich verankert wird.“ 

Zur Sicherung des PTA-Nachwuchses in Münster hatten Stadt Münster und Apothekerverband Westfalen-Lippe gemeinsam nach einer Lösung gesucht, die Ausbildung zu bewahren. Bislang war nämlich die Stadt Träger der Schule, die in einem Grundschulgebäude untergebracht war. Doch in der wachsenden Kommune wurden die Räume für Grundschüler benötigt. Die Lösung des Problems: Der Apothekerverband hat das neue Schulgebäude auf einem Grundstück errichtet, das er von der Stadt erworben hat. Der Verein PTA-Fachschulen Westfalen-Lippe, der bereits vier Schulen in anderen Kommunen betreibt, hat die Trägerschaft der Schule übernommen. Die Stadt Münster hat das Projekt sowohl im Rahmen des Grundstückkaufpreises als auch durch einen großzügigen Investitionszuschuss gefördert. 

„Wir danken der Stadt Münster und ihren Vertretern für ihr enormes Engagement, ohne welches dieser Bau so nicht zu verwirklichen gewesen wäre“, so Thomas Rochell. „Darüber hinaus danken wir der Kommune, dass sie mit der Förderung des Baus sich zu diesem Ausbildungsberuf und zur Bedeutung der Apotheke vor Ort bekennt.“ 


Der Namensgeber

Das Schulgebäude ist benannt nach dem aus Münster stammenden Heinrich Salzmann (1859-1945). Ursprünglich gelernter Apothekenhelfer, dann Apo-theker und Inhaber, war Salzmann mehr als 30 Jahre lang Vorsitzender des Deutschen Apotheker-Vereins (DAV), Gründer und späterer Aufsichtsratsvorsitzender der Handelsgesellschaft deutscher Apotheker (Hageda) sowie Chefredakteur der Apotheker-Zeitung. Die Lebens-leistung des „Bismarcks der Pharmazie“ wurde im Rahmen der Einweihungsfeier durch einen Festvortrag von Dr. Karin Grebe gewürdigt, die über Heinrich Salzmann promoviert hat.

 

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Kontakt

Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V.
Willy-Brandt-Weg 11
48155 Münster

Telefon: 0251 539380
Telefax: 0251 5393813
E-Mail: apothekerverband@avwl.de

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