Siegen-Wittgenstein. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Sylvia Gabelmann, DIE LINKE, für den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein.
1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?
"Als approbierte Apothekerin denke ich zuerst an meine langjährige Berufstätigkeit in Apotheken. Soviel Freude mir der Beruf gemacht hat, wurde diese Freude doch zunehmend durch die Auswirkungen diverser Gesundheits-'Reformen' getrübt. Vor allem durch bürokratische Auflagen, aber auch durch ökonomischen Druck blieb immer weniger Zeit für die persönliche Beratung, die für mich ein Herzstück der pharmazeutischen Tätigkeit in öffentlichen Apotheken darstellt. Das habe ich sehr bedauert.
Als ich im Jahr 2013 noch einmal für ein halbes Jahr in meinen Beruf eingestiegen bin, war ich schockiert, wie umfangreich sich diese Entwicklung ausgeweitet und beschleunigt hat. Besonders die praktische Auswirkung der Rabattverträge auf Patientinnen und Patienten wie auch auf die Beschäftigten in der Apotheke erlebte ich als ausgesprochen belastend."
2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?
"Apotheken sind ein zentraler und unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Eine gute und wohnortnahe Versorgung durch Apotheken muss unbedingt sichergestellt werden!"
3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?
"Die Linksfraktion im Bundestag hat schon Ende 2016 in einem Antrag die Bundesregierung aufgefordert, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der durch Änderung von § 43 AMG den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verbietet. Diese Position unterstütze ich ausdrücklich. Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln gefährdet das Überleben von Apotheken besonders auf dem Land und zugleich die Sicherheit der Patientinnen und Patienten.
Und ich stimme der Präsidentin der Apothekerkammer, Frau Overwiening, vollkommen zu, wenn sie in einem Interview zum Rx-Versandhandel formuliert: 'Es geht darum, dass ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Konzerne das Ziel haben, das deutsche Apothekenwesen und das gesamte Gesundheitssystem zu zerstören, um dann ihre eigenen Preise fest- und durchsetzen zu können.'
Rx-Versandhandel ist in drei Vierteln der EU-Länder verboten - in Deutschland blockieren SPD und Wolfgang Schäuble eine solche Entscheidung. Deshalb ist keine Lösung in dieser Legislatur mehr möglich. Die FDP hat im Vorfeld der Bundestagswahl eine klare Ablehnung in Bezug auf ein Verbot des Rx-versandhandels formuliert. DIE LINKE wird sich in der kommenden Legislatur weiterhin für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten einsetzen. Das werde ich von ganzem Herzen unterstützen."
Geboren 1958, Lehre als Apothekenhelferin, anschließend Studium der Pharmazie mit abschließender Approbation als Apothekerin. Seit Beginn der Lehre bis 2002 tätig in öffentlichen und Krankenhausapotheken im In- und Ausland.
2008 Eintritt in DIE LINKE, 2009-2012 stellv. Landessprecherin DIE LINKE NRW, 2014-2015 Mitglied des erweiterten Landesvorstands DIE LINKE Hessen, seit Juni 2016 stellv. Landessprecherin der Partei in NRW. Politische Schwerpunkte u.a. Europa- und Gesundheitspolitik. Seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Dr. Alexander Neu MdB.
Weitere Infos unter: www.die-linke-siegen-wittgenstein.de
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