Hat die Corona-Pandemie Ihren Blick auf die Apotheken vor Ort verändert – und falls ja, wie? Ekkard Büdenbender: Mein Eindruck von den Apotheken vor Ort war bereits vor der Corona-Pandemie durchweg positiv. Es hat sich während der letzten Monate aber sehr positiv ausgewirkt, dass die von mir vorrangig aufgesuchte Apotheke schon immer dadurch aufgefallen ist, dass sie Wert auf ausreichendes und gut geschultes Personal gelegt hat. Dadurch wurden viele aufklärende Gespräche ermöglicht, die bei zahlreichen verunsicherten Menschen zur Beruhigung beigetragen hat. Mit dem Ausbau der Botendienste gleich zu Beginn der Pandemie haben die Vor-Ort-Apotheken auch einen großen Beitrag für diejenigen geleistet, die erkrankt oder ansteckend waren und die Wohnung nicht verlassen konnten, aber dennoch auf eine schnelle Belieferung mit notwendigen Arzneimittel angewiesen waren.
Welche Rolle sollen die Apotheken vor Ort nach der Corona-Krise für die Gesundheitsversorgung der Menschen spielen? In erster Linie soll natürlich auch weiterhin die eigentliche Aufgabe der Apotheken in der Beratung der Patient*innen in allen Fragen bezüglich der richtigen Wahl und Einnahme von Medikamenten liegen. Zusätzlich können Apotheken eine wichtige Verbindung von Praxen und Patient*innen darstellen. Viele Apotheken kennen die betreuten Patient*innen oft länger als die behandelnden Ärzt*innen und können die Ärzt*innen mit einer strukturierten Medikationsanalyse unterstützen. Zudem haben die Apotheken in den vergangenen acht Monaten mehrmals gezeigt, dass sie in kürzester Zeit in der Lage sind, zusätzliche pharmazeutische Leistungen flächendeckend anzubieten. Das war so bei der Maskenverteilaktion an die Über-Sechzigjährigen Ende 2020, beim Aufbau der Stationen für Corona-Testungen ab März 2021 und nun im Rahmen der Ausstellung digitaler Impfzertifikate. Diese Anforderungen aus dem Bundesgesundheitsministerium haben die Apotheken sehr schnell und gut umgesetzt; und an den Querelen um die Höhe der Honorare waren nicht die Apotheker*innen Schuld, sondern einzig Jens Spahn.
Und welche Rolle soll der ausländische Versandhandel künftig einnehmen? Schlicht und ergreifend: Keine.
Haben Sie schon einmal den Nacht- oder Notdienst einer Apotheke gebraucht? Glücklicherweise habe ich den Dienst der Apotheken seit Jahren nicht mehr benötigt. Aber als unser Sohn noch klein war, waren wir mehrmals über die Möglichkeit der schnellen Versorgung mit Medikamenten insbesondere auch an Wochenenden und Feiertagen dankbar.
Das E-Rezept kommt – wo werden Sie es einlösen und warum dort? Das E-Rezept kann viele Vereinfachungen ermöglichen. Ich habe aber Vorbehalte gegen die schnelle und verpflichtende Einführung. Einlösen werde ich das E-Rezept da, wo ich auch die Rezepte in Papierform eingelöst habe. Da ich großen Wert darauf lege, dass Patient*innen auch zukünftig bei der Versorgung mit Arzneimitteln eine zuverlässige Beratung erhalten, werde ich alles tun, um die Apotheken vor Ort zu unterstützen.
Wie wollen Sie das flächendeckende Netz der Apotheken vor Ort für die Zukunft bewahren und damit die persönliche, flexible pharmazeutische Betreuung der Patienten sichern? Die Apotheken vor Ort müssen vor dem Handel aus dem Ausland und im Internet geschützt werden. Wer wissen will, was der vermeintlich günstige und schnelle Einkauf im Netz wirklich bringt, muss sich nur die sterbenden Geschäfte in unseren Einkaufszentren betrachten. Aber Apotheken verkaufen keine Konsumartikel, sondern sind ein nicht zu ersetzender Teil einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung. Diese Versorgung aus Gründen der Profitinteressen oder Kostenreduzierung zu gefährden, werden viele Menschen mit ihrer Gesundheit bezahlen.
© Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V. | 2024