Otto Ersching (Linke), Olpe/Märkischer Kreis I

Hat die Corona-Pandemie Ihren Blick auf die Apotheken vor Ort verändert - und falls ja, wie?
Otto Ersching: Mein Blick auf unsere Apotheken hat sich insgesamt nicht geändert. Schon immer war ich der Meinung, dass zumindest bei uns vor Ort sich die Apotheken hauptsächlich im Stadtkern konzentrieren. Es fehlt allerdings die Medikamentenversorgung in den Außenbezirken unserer Stadt Lüdenscheid. Als Positiv habe ich während der Krise empfunden, dass in den Apotheken eine fundierte fachliche Beratung stattgefunden hat. Das muss auch in Zukunft so bleiben. Ein Ausdünnen des Apothekennetzes vor Ort und in anderen Städten lehne ich ab.

Welche Rolle sollen die Apotheken vor Ort nach der Corona-Krise für die Gesundheitsversorgung der Menschen spielen?
Apotheken müssen mehr sein als nur die „Ausgabestelle“ von Medikamenten. In Zukunft sollten sie auch niedrigschwellige Angebote im gesamten Gesundheitswesen machen. Hierzu zählen u.a. eine Gesundheitsberatung und Präventionsmaßnahmen. Gleichzeitig sollten Apotheken auch als Ausgabestelle für z.B. Methadon fungieren. Im Bereich der Gesundheitsberatung habe ich hier vor Ort bereits gute Erfahrungen gemacht.

Und welche Rolle soll der ausländische Versandhandel künftig einnehmen?
Versandhandel insgesamt bietet nie ein begleitendes Angebot zu Produkten. Ein umfassendes Beratungsgespräch ist schlichtweg nicht möglich. Daher lehne ich den Versandhandel von Medikamenten ab.
Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Auch dürfen bestimmte Medikamente bei bestimmten Erkrankungen nicht eingenommen werden. Die Dosierung kann lebenswichtig sein. Über all dass kann ein*e Apotheker*in einem Beratungsgespräch vor Ort aufklären. Das im Ausland oftmals Medikamente günstiger eingekauft werden können, liegt auf der Hand. Daher fordern wir, dass Arzneimittelpreise begrenzt werden. Sinnvolle und wirksame Medikamente müssen von den Krankenkassen bezahlt werden. Rabattverträge lehnen wir ab.

Haben Sie schon einmal den Nacht- oder Notdienst einer Apotheke gebraucht?
Ja, einmal vor mehreren Jahren. Eines meiner drei Kinder ist als Kleinkind nachts schwer erkrankt. In der örtlichen Kinderklinik bekam ich ein Rezept, welches ich sofort einlösen musste. Die Apotheke vor Ort, die Notdienst hatte, hat mir sofort geholfen. Allein schon aus diesem Grund müssen die Notdienste örtlich begrenzt eingeteilt werden. Eine Einteilung auf größere Gebiete, wie Flächenkreise oder gar kreisübergreifend lehne ich ab.

Das E-Rezept kommt - wo werden Sie es einlösen und warum dort?
Nur bei einer Apotheke vor Ort oder in dem Ort, wo ich gerade bin. Die Begründung habe ich bereits oben beschrieben. Außerdem bekomme ich im Regelfall vor Ort mein Medikament schneller als über eine Online-Apotheke.

Wie wollen Sie das flächendeckende Netz der Apotheken vor Ort für die Zukunft bewahren und damit die persönliche, flexible pharmazeutische Betreuung der Patienten sichern?
Wir beobachten die Konzentration des Arzneimittelhandels mit Sorge. DIE LINKE steht zu einer flächendeckenden Versorgung mit Präsenzapotheken. Wo die Versorgung gefährdet ist, sollten die Apotheken gezielt unterstützt werden. Wir müssen gerade im ländlichen Raum Apotheken vor der Konkurrenz im Internet und aus dem Ausland schützen. DIE LINKE ist entschieden gegen den Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten aus dem Internet. Die öffentliche Apotheke erbringt eine Vielzahl von Funktionen für die flächendeckende öffentliche Daseinsvorsorge: Versorgung akut Erkrankter, Nacht- und Notdienste, Versorgung mit stark wirksamen Schmerzmitteln, Abgabe der »Pille danach«. Diese Aufgaben kann der Versandhandel nicht übernehmen. DIE LINKE hat sich immer klar für das Mehr- und Fremdbesitzverbot und für den Erhalt der Präsenzapotheke ausgesprochen. Nicht nur wegen der Arbeitsplätze, auch wegen ihrer Funktion in einem funktionierenden Sozialleben gerade im ländlichen Raum dürfen Apotheken nicht dem heute vorherrschenden wirtschaftsliberalen Dogma geopfert werden. Insbesondere den Einsatz von Fremdkapital lehnen wir ab, denn die bittere Erfahrung lehrt, dass solche Finanzierungsmodelle immer zu Lasten der Patient*innen und der Beschäftigten geht.


Otto Ersching (Die Linke)

  • geboren 1965
  • verheiratet, 3 Kinder
  • Beruf: Maschinenbautechniker/Werkzeugkonstrukteur
  • Wohnort: Lüdenscheid
  • Parteieintritt 2016
  • seit 2017 Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft „Weg mit Hartz IV“ der Partei DIE LINKE, seit 2018 Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft „Gesundheit und Soziales“ der Partei DIE LINKE, seit 2019   Mitglied des Sprecher*innenrates der Landesarbeitsgemeinschaft „Ge-sundheit und Soziales“ der Partei DIE LINKE, seit 2020 Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft „Frieden und internationale Politik“

Kontakt

Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V.
Willy-Brandt-Weg 11
48155 Münster

Telefon: 0251 539380
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8:30 bis 13:00 und 14:00 bis 16:00 Uhr

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